Ein außergewöhnliches Streichquartett zu Gast in der Matthiaskapelle
Musik zwischen Klassik und Moderne
Kobern-Gondorf. Vieles ist anders beim „vision string quartet“, das aus vier jungen Musikern besteht. Sie spielen im Stehen, ohne Noten und präsentieren Musik zwischen Haydn und Hiphop. Ihre Spezialität sind eigene Arrangements von Jazz, Pop und Rock. Doch auch auf die Klassik und Romantik verstehen sie sich meisterlich. Für ihre außergewöhnlichen Talente bekam das 2012 gegründete Quartett ein Stipendium der Stiftung „Villa Musica“ Rheinland-Pfalz, wurde zum „SWR2 New Talent“ gekürt und beim Mendelssohn-Wettbewerb der deutschen Musikhochschulen mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Im Rahmen des Programms der „Villa Musica“ waren sie zu Gast in der Matthiaskapelle in Kobern-Gondorf.
In luftiger Höhe, mit traumhaftem Blick ins Moseltal und auf die Weinberge, bereiteten sie ihrem Publikum einen unvergesslichen Abend. Es spielten Jakob Encke und Daniel Stoll die Violine, Sander Stuart die Viola, das Violoncello Leonard Disselhorst. Sie eröffneten den Konzertabend mit Beethovens fetzigstem Streichquartett: das f-Moll-Quartett Opus 95. In diesem hatte Beethoven seine Gefühle verarbeitet, die ihm der verlorene Krieg im Jahr 1809 – Napoleon gegen Österreich – und die darauffolgende Finanzkrise 1910 bereitet hatten. Mit der Musik machte er seinen verletzten Gefühlen Luft. Seine Landsleute konnten in ihr ihre eigenen Ängste und ihre Niedergeschlagenheit, ausgelöst durch diese kriegerische Zeit, erkennen. Das darauffolgende Streichquartett Quatuor g-Moll Opus 10 komponierte Claude Debussy im Jahr 1892. Dieses vielfältige Werk verbindet unterschiedliche Elemente, wie etwa den gregorianischen Choral, Zigeunermusik, javanische Gamelan Musik, wird beeinflusst von der russischen Schule und den Komponisten Massenet und Franck. Es endete in einem furiosen Finale. So richtig in Fahrt kamen die vier jungen Musiker nach der Pause im Quartett Nr. 5 Sz 102 von Béla Bartók. Dieser komponierte es im Sommer 1934 PuTTY basic commands , im April 1935 wurde es zum ersten Mal gespielt Das Quartett enthält typische Rhythmen der bulgarischen Folklore, gipfelt in einem wilden bulgarischen Tanz und endet klanggewaltig. Den Schlussteil des Programmes gestalteten die Künstler spontan und rissen das Publikum mit ihren wilden Crossover-Klängen mit, präsentierten Jazz, Pop und Rock.
Das vielseitige, junge Quartett hat ein breitgefächertes Repertoire. Ihr Kalender weist für dieses Jahr noch zahlreiche Konzerttermine auf, wie etwa beim Heidelberger Frühling, dem Schleswig-Holstein Musikfestival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Schwetzinger SWR Festspielen, den Thüringer Bachwochen und dem Lucerne Festival. Gegründet wurde das „vision string quartet“ von Jakob Encke. Der 1994 in Hannover geborene Künstler erhielt schon im Alter von vier Jahren Violinunterricht und begann sein Musikstudium 2005 bei Krzysztof Wegrzyn an der Musikhochschule Hannover. Seit 2012 studiert er bei Nora Chastain an der Universität der Künste Berlin und errang zahlreiche Auszeichnungen. Mit sechs Jahren erhielt Daniel Stoll, der 1991 bei Hannover geboren wurde, seinen ersten Violinunterricht und studiert seit 2011 an der Musikhochschule Saarbrücken Violine bei Hans-Peter Hofmann. Für sein künstlerisches Schaffen bekam er mehrere Bundespreise, sowie Stipendien. Seit 2012 ist er Mitglied des Quartetts. Auch mit sechs Jahren begann die musikalische Karriere Sander Stuarts. 1992 ist er in München zur Welt gekommen, es stellte sich bald eine Hochbegabung heraus. Er studierte bereits mit elf Jahren am Institut zur Frühförderung Hochbegabter der Musikhochschule Hannover und schloss sein Studium mit Bestnote ab. Viele Auszeichnungen und Preise prägen bis heute seinen Lebensweg. Dem Quartett gehört er seit 2014 an. Auch am Institut für Frühförderung musikalisch Hochbegabter in Hannover studierte Leonard Disselhorst, der 1990 geborene Violincellist. Er war sieben Jahre alt, als er am Cello unterrichtet wurde. Der Musiker gibt als Solist und als Kammermusikpartner regelmäßig Konzerte im In- und Ausland, ist Gast bei zahlreichen Festivals. Bemerkenswert ist, dass er auf einem Cello von Joseph Gagliano (Neapel 1720) spielt, welches er von der Deutschen Stiftung Musikleben verliehen bekam. Es war ein hinreißendes Konzert der klassischen Musik, das die vier jungen, ambitionierten Künstler darboten und sehr modern enden ließen. EP